Jugendfeuerwehr-Ausbildung: Papa, der Helm wackelt!
Kloster Lehnin, 13.05.2023
Die Jugendfeuerwehr ist eine Schule fürs Leben: Unter vielen anderen Dingen erlernen Kinder hier spielerisch Geschicklichkeit und Teamgeist. 84 Sechs- bis Sechzehnjährige trafen sich bei sommerlichem Wetter am 13. Mai 2023 zur Ganztagsausbildung der Jugendfeuerwehren der Gemeinde Kloster Lehnin im Gewerbegebiet Damsdorf. Die Teilnehmenden wurden hier auch in Verkehrssicherheit geschult.
Suchend schaut sich ein Steppke unter seinem orangefarbenen Helm nach seinem Vater um. „Papa, mein Helm ist locker!“ Er steht in der ersten Reihe eines ganzen Trupps orange behelmter Kinder in blauen Hosen und orangeblauen Jacken. Klarer Fall, hier übt die Jugendfeuerwehr! Betreut werden die insgesamt 84 Sechs- bis Sechzehnjährigen der Jugendortswehren der Gemeinde Kloster Lehnin von 44 Freiwilligen der Ortswehren. An elf Stationen können die Kinder und Jugendlichen heute zeigen und weiter üben, was sie in den in der Regel zweimal im Monat stattfindenden Ausbildungen der Ortsjugendfeuerwehren gelernt haben. „Hat jeder Betreuer seine Gruppe?“, fragt Rolf Eismann, stellvertretender Gemeindejugendwart. Jawoll! Dann kann es losgehen.
Zuvor werden die Orange-Helme von Bürgermeister Uwe Brückner begrüßt: „Wer euch sieht, muss sich keine Gedanken machen um Nachwuchskräfte der Feuerwehr. Ich wünsche Euch viel Spaß!“ Ein Pfiff aus einer Trillerpfeife ertönt und die Gruppen laufen mit ihren Betreuern zu den Stationen, die da heißen: Erste Hilfe, Sitzordnung, Geschick & Können, Kegeln, Stiefelweitwurf, Gruppenstafette, Hürden, Feuer & Wasser, Polizei, Fahrrad-Check und Verkehrswacht.
Im Sand gebuddelt wird hier nicht! Für die Gruppenstafette ist ein komplexer Parcours aufgebaut. B- und C-Druckschlauch, Verteiler, Strahlrohr und Kübelspritze müssen über exakt definierte Laufwege miteinander verbunden werden. Dazu gehört auch das korrekte Binden dreier Feuerwehrknoten (Mastwurf, Ankerstich, Zimmermannsschlag). An einer weiteren Station bauen die Teams eine Bockleiter auf, mit der schwere Gegenstände oder verunfallte Menschen gehoben werden können. An Station 8 sind Brandstufenklassen und Löschmittel das Thema. Gelöscht werden darf hier auch, und zwar das am Brandsimulationsgerät „Heimi 1“ per Knopfdruck und Gas in einem Metallkasten immer wieder entfachbare Feuer.
An der Station Geschick & Können hockt ein Jugendfeuerwehrtrupp gemeinsam um ein Labyrinth aus Holz, das auf mit Gas gefüllten Hebekissen herumwackelt. Aufgabe ist es, drei Kugeln von einer Ecke des Labyrinths in die Mitte zu befördern. Konzentration, Teamwork und Kommunikation werden hier geschult. Lautstark geht es zu, bis unter lautem Jubeln die Kugeln im Ziel liegen. Etwas Geschick ist auch gefragt, wenn Wasserflaschenkegel durch das Ausrollen eines Schlauches umgehauen werden. Daneben wird versucht, Stiefel gezielt in zwei Bottiche zu werfen.
Neun Feuerwehrleute haben in einem Löschgruppenfahrzeug Platz – zwei im Fahrerhaus und sieben in der Mannschaftskabine. Aber wo nehmen denn Gruppenführer, Maschinist, Melder, Schlauch-, Wasser- und Angriffstrupp Platz? Die Sitzordnung muss sitzen, damit das Ausrücken im Ernstfall schnell geht. Nach der Theorie dürfen die Kinder das praktisch üben und die Feuerwehr entern. Steven, stellvertretender Jugendwart der Gemeinde Kloster Lehnin, korrigiert beim Einsteigen: „Der Melder muss zuerst einsteigen!“
Ein Mensch liegt reglos auf dem Boden. Was ist zu tun? Der Feuerwehrnachwuchs lernt an der Erste-Hilfe-Station unter professioneller Anleitung, worauf es dann ankommt: Ansprechen, Atem kontrollieren, stabile Seitenlage und - ganz wichtig – die 112 anrufen und dies Infos durchgeben: Wer bin ich, wo bin ich und was ist passiert? An einem Dummy erfahren die Kinder und Jugendlichen auch, wieviel Kraft es kostet, einen Menschen per Herzdruckmassage zu reanimieren. Schule fürs Leben.
Verkehrssicherheit geht alle an! Unter diesem Motto führt der Verein Kreisverkehrswacht Potsdam-Mittelmark parallel zur Ausbildung der Jugendfeuerwehr einen Verkehrssicherheitstag durch. Zu einem verkehrssicheren Rad gehört eine ganze Menge: Helltönende Glocke, Dynamo, Vorder- und Hinterradbremse, Scheinwerfer, weißer Frontreflektor, rote Schlussleuchte, roter Großflächenrückstrahler, Speichen- und Pedalreflektoren sowie rote Rückstrahler sorgen dafür, dass Radfahrer bei jedem Wetter und zu jeder Zeit gut gesehen werden. Nach dieser Schulung lassen die Teilnehmer ihr eigenes Gefährt darauf checken. Im Radparcours werden dann Geschicklichkeit geübt (um Kegel herumfahren, über einen schmalen Steg balancieren) sowie Handzeichen und Schulterblick, an einem Fußgängerüberweg anzuhalten, an einem Einbahnstraßenschild in die erlaubte Richtung zu fahren und an einem Stoppschild zu halten. Auch der Helm muss richtig sitzen, und zwar gerade auf dem Kopf. Ein Windstoß fegt plötzlich den Stand der Verkehrswacht um und Flyer wirbeln durch die Luft. Gut, dass es die Jugendfeuerwehr gibt! Flink sammeln die Kinder Flyer, Stempel und Kissen ein.
Polizeihauptkommissar Mario Kirstein ist es eine Herzensangelegenheit, den Kindern Sicherheit im Straßenverkehr beizubringen. Toter Winkel ist nicht gleich toter Winkel, es gibt verschiedene, in denen Verkehrsteilnehmer unsichtbar für Lkw-Fahrer sind. Am Rüstwagen der Feuerwehr lernen die Jugendwehrgruppen dies eindrücklich: Personen und Radfahrer dicht neben und vor dem Fahrerhaus sowie mittig hinter dem Lkw sieht der Fahrer nicht. Die Straße beispielsweise dicht vor einem Bus überqueren – kreuzgefährlich! „Ihr rast mit dem Rad mittig zum parkenden Lkw und zieht plötzlich raus, um diesen zu überholen. Aufpassen! Sieht der Fahrer Euch? Blinkt er, will er losfahren?“, erläutert der Polizist Gefahrensituationen. Kirstein ermahnt zum Zuhören, er ist mit Leidenschaft dabei und das überträgt sich auf den Nachwuchs. In seinem Job hat er schließlich schon schlimme Unfälle auch mit Kindern erlebt.
Planmäßig gegen 13 Uhr ist die Ausbildung bei bestem Wetter beendet. Der Hunger von Klein und Groß wird hinterher am Grill gestillt. Für genügend Getränke und Verpflegung sorgten an diesem sommerlichen Tag die freiwilligen Helfer aber auch den ganzen Tag an den Stationen mit dem „Versorgungsbollerwagen“.
Wir danken allen Beteiligten sowie dem Präventionsteam der Polizei des Landes Bandenburg und der Verkehrswacht des Landkreises Potsdam-Mittelmark.
Susanne Gnauk, Ortsfeuerwehr Lehnin